Mentale Probleme und deren Auswirkung auf den Körper
Heutzutage treten psychische Erkrankungen vermehrt auf, viele
beschäftigen sich mit ihrer mentalen Gesundheit und nehmen
Hilfsangebote an. Alleine in Deutschland erkranken jährlich Zirka 27,8%
der erwachsenen Bevölkerung an psychischen Belastungen, dabei zählen
Angststörungen mit 15,4% zu der häufigsten Erkrankung [1]. Die
Lebenserwartung derjenigen, die unter psychischen Problemen leiden ist
drastisch verkürzt, was jedoch nur selten an einem Suizid liegt. Oftmals
sind es andere Krankheiten, die zusätzlich auftreten und somit das Leben
der erkrankten verkürzen [2]. Trotz des neuen, fortschrittlichen
Blickwinkels auf eine Psychotherapie und die möglichen Hilfsangebote für
Menschen mit psychischen Problemen, herrscht bei einigen dennoch eine
tief verankerte Stigmatisierung.
Die Diffamierung, die gegenüber Menschen mit psychischen Problemen
und den vorhandenen Hilfsangeboten gerichtet ist, hält in vielen Teilen der
Welt noch bis heute an und erschwert erkrankten Menschen eine
Inanspruchnahme der Therapieangebote. Eine Studie der „Mental Health
& Prävention“ Fachzeitschrift untersuchte, inwiefern Einwohner der
ländlichen Gegenden mit niedrigem Grundeinkommen in den Vereinigten
Staaten von der Stigmatisierung gegenüber psychischen Störungen
beeinflusst wurden.
Unterschieden wurde hierbei zwischen einem Stigma, das von der
Gesellschaft kommt und einem von der erkrankten Person nach innen
gerichtetem Stigma. Das in der Gesellschaft herrschende Stigma hat einen
Einfluss auf das nach innen gerichtetem Stigma. Den Einwohnern wurden
die Vorurteile und Stereotypen oftmals in der Kindheit beigebracht so,
dass diese verinnerlicht wurden. Diejenigen, die unter mentalen
Problemen litten und in ländlichen Gegenden lebten, erfuhren oftmals
Diskrimination und verloren ihren Status in der Gesellschaft. Die
vorhandene Diffamierung hatte einen starken Einfluss auf die
Selbstwahrnehmung der Betroffenen, ihre sozialen und familiären
Beziehungen und auf ihren Beruf. Die Stigmatisierung war so ausgeprägt,
dass es vielen Eltern schwer fiel ihren Kindern, die unter mentalen
Problemen litten, den Zugang zu Therapeuten zu ermöglichen.
Durch die Hürden, die in den Weg derjenigen gelegt wurden, die Hilfe
benötigten, suchten weniger Menschen therapeutische Hilfe auf. Dies
führte dazu, dass sich die Probleme der Menschen verschlimmerten und
die Wahrscheinlichkeit einer Einweisung in die Klinik stieg. Für viele
Menschen ist der erste Schritt, sich Hilfe zu holen, der schwierigste [3].
Dabei ist dieser auch der Wichtigste. Psychische Probleme sind meist
langwierig und können sich bereits in der frühen Kindheit entwickeln [4].
Pränatale sowie Postnatale Depressionen und Angstzustände sind keine
Seltenheit unter denen beide Elternteile leiden können. Verglichen mit
einer Depression, erkranken fast doppelt so viele Männer unter einer prä-
oder postnatalen Belastung. Die mentalen Probleme der Eltern haben
jedoch auch einen Einfluss auf die Beziehung und Entwicklung des Kindes.
Eltern, die nicht unter prä- oder postnatalen Depressionen leiden sind in
der Lage die Bedürfnisse des Säuglings zuverlässig zu stillen, wodurch die
Beziehung gestärkt wird. Dem Säugling wird somit ermöglicht
verschiedene Verhaltensmerkmale zu entwickeln [5]. Das Gefühl der
Geborgenheit und des familiären Zusammenhalts, was durch die starke
Beziehung vermittelt wird, hilft den Kindern soziale Kompetenzen
aufzubauen und eine Resilienz zu entwickeln [4].
Können die Bedürfnisse der Kinder jedoch nicht regelmäßig und verlässlich
gestillt werden, wird die Bindung zwischen Eltern und Kind instabil. Durch
diese unsichere Beziehung treten möglicherweise Langzeitfolgen in der
Entwicklung des Säuglings auf. So wird beispielsweise die
neurosynaptische Entwicklung beeinflusst und die Fähigkeit das Sprechen
und motorische Fähigkeiten zu erlernen verzögert sich. Zudem sind viele
Kinder, deren Eltern unter einer prä- oder postnatalen Depression litten,
verspätet bereit für eine Einschulung. Demnach hat die mentale Stabilität
der Eltern eine signifikante Auswirkung auf die Entwicklung und das
Wohlbefinden des Säuglings. Die Konsequenzen der verzögerten
Entwicklung können sich bis in die Kindheit ziehen [5].
In Australien leiden 13,9% der zwischen vier und siebzehn Jahre alten
Kinder und Jugendlichen unter mentalen Problemen, von denen nur
wenige in therapeutischer Behandlung sind. Wenn die Probleme, die in
jungen Jahren entstehen nicht behandelt werden, ziehen diese sich bis in
das Erwachsenenleben durch, wo sie den Alltag erschweren und einen
erheblichen Einfluss auf den Lebensstil haben [4].
Die Intensität der psychischen Belastungen kann durch einige
Veränderungen der Lebensführung angepasst werden. Viele äußere
Faktoren haben einen großen Einfluss auf das Wohlergehen der mental
erkrankten Menschen.
Durch ein hohes Maß an Stress können beispielsweise Angstzustände,
Depressionen und kognitive Dysfunktionen gefördert werden. Die Menge
an Stress, die ein einzelner verspürt, verändert zudem die Immunfunktion.
Es ist daher sehr wichtig, im Alltag Zeit für sich zu schaffen und eine hohe
Resilienz Stress gegenüber aufzubauen [6].
Allerdings ist die Menge an Stress nicht der einzige Faktor, der einen
Einfluss auf das Wohlergehen derjenigen hat, die unter einer psychischen
Belastung leiden. Die Schlafqualität und Menge an Schlaf, ist ebenfalls ein
mitwirkender Faktor, der die Intensität der mentalen Probleme verringern,
oder verstärken kann. Menschen, die unter einer Depression leiden,
schlafen in der Regel kürzer und leiden oftmals unter Schlaflosigkeit. Ein
gestörter Schlaf kann zu Defiziten der kognitiven Funktion führen, und das
aufrecht erhalten zwischenmenschlicher Beziehungen erschweren.
Aufgrund der kurzen Schlafeinheit und der schlechten Qualität schlafen
viele Tagsüber ein oder fühlen sich im Laufe des Tages müde und lustlos.
Dies kann zu einer schlechten akademischen Leistung und wenigen
sozialen Interaktionen führen, wodurch die Symptome einer Depression
sich verschlimmern können [7]. Neben einem gesunden Schlaf, spielt auch
die Ernährung eine wichtige Rolle in der Anpassung des Lebensstils. Eine
mangelhafte Ernährung steht in direkter Assoziation mit depressiven
Symptomen [8]. Durch das hohe Angebot an fast Food und stark
verarbeiteten Lebensmitteln fällt vielen eine gesunde Ernährung immer
schwerer, wodurch die Symptome einer Depression verstärkt werden
können [7]. Antipsychotische Medikamente haben oftmals die
Nebenwirkung, dass sie den Appetit anregen, was dazu führt, dass
diejenigen, die diese Medikamente zu sich nehmen, mehr essen. Durch die
vermehrte Nahrungsaufnahme kann es zu einem gestörten Essverhalten
kommen, bei dem eine ungesunde Ernährung und exzessives Essen
oftmals überhandnimmt [8]. Durch die vermehrte Nahrungsaufnahme
nehmen diejenigen, die unter dieser Nebenwirkung leiden an
Körpergewicht zu. Aufgrund der Depressionen wird das eigene Körperbild
verschlimmert und die Wahrnehmung des Körpers ist gestört. Sie nehmen
ihren Körper oftmals fettleibiger wahr als er tatsächlich ist [9]. Eine
erhöhte Menge an Stress, schlechter Schlafqualität, ungesunder Ernährung
und einer erhöhten Zunahme an Körperfett haben nicht nur einen Einfluss
auf die mentalen Probleme, sondern auch enorme gesundheitliche Folgen.
Die Lebenserwartung derjenigen, die unter psychischen Problemen leiden,
ist deutlich verkürzt. 17% der psychisch beeinflussten Tode erfolgen durch
einen Suizid. Die Hauptursache des verfrühten Todes liegt meist an einer
schlechten körperlichen Gesundheit. Verglichen mit psychisch gesunden
Menschen ist die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen mit mentalen
Problemen an kardiometabolischen Krankheiten, Adipositas, Diabetes und
Herz – Kreislauf Erkrankungen Sterben bis zu zweimal so hoch. Aufgrund
einer Fehlernährung, des vermehrten Konsums von Tabak und exzessivem
Alkohol wird das Risiko an einer körperlichen Krankheit zu leiden erhöht
[2]. Durch die mentalen Probleme und den schlechten Lebensstil ziehen
sich die psychisch erkrankten Menschen vermehrt zurück und achten
weniger auf sich. Menschen mit einer psychischen Erkrankung fällt es
oftmals schwer einen Arzt aufzusuchen wodurch sich die
Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sie keine Kontrolltermine wahrnehmen.
Dies führt dazu, dass eine mögliche ernsthafte Erkrankung wie
Beispielsweise Krebs seltener diagnostiziert werden kann. Ohne eine
solche Diagnose fehlt im Nachgang auch die Behandlung, wodurch sich die
Krankheit verschlimmert und die Sterbewahrscheinlichkeit steigt [10].
Durch den ungesunden Lebensstil und die schlechte Ernährung nehmen
viele mental erkrankte Menschen an Gewicht zu, wodurch sich oftmals
eine Erkrankung an Diabetes entwickeln kann, was in der Folge das Risiko
einer Herzerkrankung, Hypertrophie oder eines Herzinfarktes erhöht.
Durch das große Angebot an Fast Food, der Verbreitung von Tabak und
neuen Technologien, die es ermöglichen das Aktivitätslevel zu verringern,
fällt es den Menschen zusätzlich schwer einen gesunden Lebensstil und
damit einhergehend, eine gesunde mentale Einstellung, aufrecht zu
erhalten [2].
In der heutigen Zeit werden Psychische Probleme immer offener
angesprochen. Das einst vorherrschende Stigma scheint allmählich
unterzugehen, wodurch diejenigen, die an mentalen Problemen leiden,
Mut finden um Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die mentalen Belastungen,
unter der einige leiden haben nicht nur für den Erkrankten selber, sondern
auch für die Personen im näheren Umfeld weitreichende Folgen. So kann
beispielsweise die Entwicklung der Säuglinge, deren Eltern unter prä- oder
postnatal Depressionen leiden, negativ beeinflusst werden. Dadurch, dass
mentale Probleme sich bereits in dem frühen Kindesalter entwickeln
können, ist es wichtig psychische Erkrankungen nicht zu tabuisieren. Je
früher man in Behandlung geht und lernt mit der Erkrankung richtig um zu
gehen, desto besser ist die Lebensqualität der Erkrankten. Durch eine
Verbesserung des Lebensstils, unteranderem durch mehr schlaf und
Bewegung, sowie einer gesunden Ernährung können die Symptome einer
psychischen Krankheit gemindert werden und die Lebensqualität der
Erkrankten steigen.
Literaturnachweis:
1: https://www.dgppn.de/schwerpunkte/zahlenundfakten.html
2: Firth, J., Siddiqi, N., Koyanagi, A., Siskind, D., Rosenbaum, S., Galletly,
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3: Crumb, Loni & Mingo, Taryne & Crowe, Allison. (2019). “Get Over It and
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